Niépce und die Erfindung der Fotografie

Nach dem Gaïacum-Harz verwendete Niépce ein anderes Harz, das aus Mineralien bestand: Asphalt oder Bitumen von Judäa. Er zeigte, dass dieses Harz unter Lichteinwirkung mit seinem üblichen Lösungsmittel nicht löslich wurde.
Ab 1822 gelang es ihm, Zeichnungen zu reproduzieren, die mit bitumenbeschichteten Untergründen (Glasplatten, Kalksteine, dann Kupfer- oder Weißbleche) in Kontakt kamen. Anschließend ätzte er die mit Säure hergestellten Bilder mit dem Aqua Fortis-Verfahren, die dann auf Papier gedruckt wurden. Dieser Prozess sollte eine ganze Weile die Basis der Fotogravur bleiben, die zum Drucken von Fotos und grafischen Dokumenten verwendet wurde.

Prinzip und Technik

Um Zeichnungen zu reproduzieren, konzipierte Niépce um 1822-1823 den sogenannten Kontaktdruck. Er erklärt deutlich, wie er Lack auf die Rückseite einer Radierung aufgetragen hat, um das Papier transluzent zu machen, und nach dem Trocknen hat er diese Radierung direkt in Kontakt mit dem mit Bitumenlack beschichteten Kupfer- oder Weißblech aufgetragen. Er belichtete das Los drei bis vier Stunden lang bei Tageslicht und spülte dann die Platte in Lavendelöl, das mit weißem Kerosin verdünnt war. Das Bitumen, das unter den Linien der Zeichnung vor Lichteinwirkung geschützt worden war, löste sich dann auf und ließ das Rohmetall erscheinen. Andererseits hatte das durch das transluzide Papier transmittierte Licht das Bitumen unlöslich gemacht und blieb nach dem Spülen mit Lavendelöl auf der Platte. Das Bitumenbild war das Negativ der Zeichnung: Die Rückseite ist im dunklen Bitumenbraun gefärbt und die Linien werden durch das Rohmetall dargestellt.

Dannerfand Niépce ein Verfahren, mit dem die Zeichnung in das Metall geätzt werden konnte. Dies geschah nach dem bekannten und einfachen Prinzip von Aqua Fortis. Die Platte, die das Bitumen von Judäa trägt, wird in ein Säurebad getaucht, das das Metall dort beißt, wo es nicht geschützt ist, dh an den Stellen, die den Linien der Zeichnung entsprechen. Da der Bitumenlack säurebeständig ist, kann die Säure bis in das Metall eindringen. Sobald die Linien in die Platte geätzt sind, entfernt Niépce den Bitumenlack von der Metallbasis, um nur die geätzte Zeichnung darauf zu behalten.

Die ersten erfolgreichen Ergebnisse dieser Methode können auf 1822 datiert werden, soweit es sich um Kontaktreproduktionen handelt, da Niépce in diesem Jahr eine Kopie anfertigte das Porträt von Papst Pius VII auf einer Glasplatte. Dies war noch keine säuregeätzte Gravur. Die frühesten Versuche der Radierung im Jahr 1823 sind nicht auf Metall, sondern auf lithographischen Steinen. Ein in Dijon ansässiger Drucker produzierte Papierdrucke aus diesen Steinen. So erhielt Niépce den Beweis, dass sein Verfahren — mittels Kontaktreproduktion — die Vervielfältigung von Originalen durch Druck ermöglichte.
1825 ätzte er seine Bilder auf Kupfer, ab 1826 auf Zinn.

Das Säureverfahren eignet sich hervorragend für Reproduktionen von Strichzeichnungen, bei denen Abstufungen durch Schraffuren dargestellt werden. Bei Bildern mit Dauertönen werden diese durch verschiedene Bitumendicken wiedergegeben, die durch Säureätzen nicht wiedergegeben werden können, da die saure Lösung den Lack nicht durchdringen kann. Niépce verstand dieses Phänomen und arbeitete kontinuierlich daran, Radierungen zu reproduzieren. Viele Museen auf der ganzen Welt bewahren Metallplatten auf, die der Erfinder mit diesem Verfahren geätzt hat.
Das Niépce-Museum besitzt zehn dieser Metallplatten, auf denen Nicéphore Gravuren reproduzierte. Weitere von Niépce geätzte Metallplatten befinden sich in der „La Societe française de Photographie“, in der „Royal Photographic Society“ oder in der Sammlung von Janine Niépce. Doch nach seinen zahlreichen Misserfolgen, mit einer Camera Obscura erhaltene Dauertonbilder zu ätzen, gab Niépce allmählich das Säureätzen auf und hörte nach Juli 1827 vollständig auf.

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