Ein Paradigma herausfordern: Die Empfindlichkeit der Haut gegenüber Natriumlaurylsulfat ist unabhängig von der atopischen Diathese

Hintergrund: Natriumlaurylsulfat (SLS) ist das am besten untersuchte Detergens bei reizender Kontaktdermatitis. Bei atopischer Dermatitis betreffen die beiden wichtigsten pathophysiologischen Anomalien die Hautbarrierefunktion und die Regulation der kutanen Immunantwort. Die Wahrscheinlichkeit einer atopischen Hautdiathese kann durch umfassende Analyse der Anamnese sowie klinischer und Laborbefunde beurteilt werden, was zum Erlanger Atopie-Score (EAS) führt.

Ziele: Untersuchung der Auswirkungen von (i) atopischer Hautdiathese gemäß EAS und (ii) der ärztlich beurteilten Diagnosen ‚atopische Dermatitis‘, ‚allergische Rhinitis‘ und ‚allergisches Asthma‘ auf SLS-Hautreaktionen.

Methoden: Dies ist eine retrospektive Analyse von Daten von 2030 konsekutiven Patienten, die mit SLS (0 · 25% wässrig) von zwei tertiären Überweisungszentren in Deutschland von 2008 bis 2014 getestet wurden.

Ergebnisse: Patienten mit einer hohen Wahrscheinlichkeit einer atopischen Hautdiathese zeigten keinen signifikanten Anstieg der positiven SLS-Reaktionen im Vergleich zu Patienten ohne atopische Hautdiathese (14 · 2% vs. 16 · 8%). Die Einstufung positiver SLS-Hautreaktionen (1-4) ergab keine Unterschiede bei Patienten mit oder ohne atopische Hautdiathese. Darüber hinaus hatten Diagnosen von atopischer Dermatitis, allergischer Rhinitis oder allergischem Asthma in der multivariaten logistischen Regressionsanalyse keinen Einfluss auf positive SLS-Hautreaktionen.

Schlussfolgerungen: Wir fanden in einer großen Patientenkohorte keine Assoziation einer erhöhten Hautreizbarkeit mit SLS mit atopischer Hautdiathese, atopischer Dermatitis, allergischer Rhinitis oder allergischem Asthma. Es scheint daher, dass der Test der Hautreizbarkeit mit SLS, der derzeit in vielen Zentren üblich ist, keine Vorhersage der Anfälligkeit für reizende ekzematöse Entzündungen bei atopischen vs. nichtatopische Personen. Was ist zu diesem Thema bereits bekannt? Reizende Kontaktdermatitis und atopische Hautdiathese teilen eine beeinträchtigte Hautbarrierefunktion als pathophysiologisches Muster. Natriumlaurylsulfat (SLS) wird bei 0 · 25% wässrig als Reizkontrolle in Patch-Tests getestet, und daher können die Ergebnisse durch atopische Hautdiathese beeinflusst werden. Was fügt diese Studie hinzu? Wir stellten ein langjähriges Paradigma in Frage und fanden keinen Zusammenhang mit einer erhöhten Reaktivität gegenüber SLS-Patch-Tests bei Personen mit atopischer Hautdiathese, atopischer Dermatitis, allergischer Rhinitis oder allergischem Asthma in einer großen Patientenkohorte. Daher hängt der Reizstoffkontrolltest mit SLS, der bei der Interpretation zweifelhafter Allergenpflaster-Testergebnisse nützlich ist, nicht vom individuellen Atopiestatus ab.

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